Ich bekam von einem Kunden den Auftrag, diesen schönen 500/1 Bass wieder herzustellen. Der hing Jahrelang in einem Flur und war dort allen möglichen Witterungen und Temperaturen über die Jahre ausgesetzt. Entsprechend sah der Bass auch aus und kurz vor der Entsorgung, konnte der Kunde den Bass noch retten…zum Glück, denn dieser Bass ist eine wahre Schönheit, dass war selbst in seinem schlechten Zustand schon ersichtlich.
Das große Control Panel, sowie Humbucker Rahmen, Kopfplatte mit Kunststoff Logo, Binding, Tuner usw ließen den Bass rein vom optischen her schon leicht auf das Baujahr 1965/1966 datieren. Beim kontrollieren der Potentiometer konnte ich mir dann auch das Baujahr 1965 bestätigen. Der Bass hatte eine so wahnsinnige Mojo Austrahlung, eine so perfekte Abbildung eines Vintage Instrumentes aus der Zeit mit Lackrissen, Färbung, Alterung usw. das man sich in diesen nur verlieben konnte. Mir war es wichtig, so viel wie möglich von diesen charakteristischen Zügen und Merkmalen zu erhalten.
Das Ducktail am hatte sich aus der Halstasche gelöst, was bei den Bässen aus der Zeit nicht unüblich ist – Aber auch der Hals an sich, hat sich aus seiner Verleimung gelöst – Ob da mal jemand dran gezogen hat oder dies durch den Saitenzug entstanden ist?
Dann gab es so die typische Mängel wie eine abgefallene Goldkappen auf den Tea-Knobs bzw. auch ein komplett fehlender Tea Knob, ein gebrochener Sattel, eine beschädigte Mechaniken, ein toter Tonabnehmer…aber alles kein Problem 🙂
Besonders auffällig war aber, dass sich das Binding sowohl auf der Front wie auch Rückseite an fast allen Stellen löste. Nicht nur das es sich nach außen löste! Es muss hier wohl so Temperaturschwankungen gegeben haben, dass es dabei den ganzen Bass-Korpus verzogen hatte und dadurch die obere und untere Decke jeweils nach Außen gedrückt wurde. Mit bloßen Druck lies sich da nichts bewegen.
Als erstes wurde der Hals gelöst. Glücklicherweise war dieser keiner früheren schlechten Reparatur ausgesetzt und in der Halstasche schlummerte noch der originale Hautleim. Das lässt sich ganz gut lösen – War hier aber etwas komplizierter, da der Hals ja nur halb in der Tasche hang – Zu Groß war die Gefahr das er bricht und das angelöste Stück konnte nicht entfernt werden, bevor der Hals aus der Tasche war. Nach dem lösen waren sogar noch die Stempelungen der Herstellung im Korpus sichtbar. Das Binding an der Frontseite war ebenfalls beschädigt und hielt nur noch durch sich selbst zusammen. Wurde erstmal soweit alles entfernt.
Dann konnte ich endlich auch das angelöste Stück am Hals selbst entfernen. Sogar die Dübel waren noch erhalten.
Die Teile mussten dann vom alten Leim befreit werden, damit ich diese wieder zusammenkleben konnte. Verwunderlich war, dass trotz der Dübelung die zwei Teile nicht 100% zusammenpassten – Also auch hier musste was passiert sein. Nach einigen Anpassungen war ich dann aber doch erfolgreich. Parallel habe ich dann auch angefangen die Halstasche wieder herzustellen, da hier einiges an Material fehlte, um den Hals nachher passend wieder einzuleimen. Hiervon habe ich leider keine Bilder – Während die Wand der Halstasche nur zurecht geschliffen werden musste, waren an den Seiten große Stellen, an denen Holz fehlte.
Nach dem Anpassen der Halstasche saß der Hals in dieser total haargenau, so dass die Verbindung auch ohne Leim total fest zusammengehalten hat – So muss das sein 🙂 Leider hiervon auch keine Bilder. Der Hals wurde dann später wieder mit Hautleim verleimt.
Das gelöste Binding hatte mich am meisten Zeit bei dieser Restauration gefordert. Auf dem Bild oben binde ich gerade den Korpus in die Ur-Position aller Teile. Das hatte ich so mit allen Saiten gemacht, dass der Korpus wieder symetrisch ausgerichtet war und die beiden Decken wieder auf Ihren Zargenwänden saßen.
Leider habe ich auch von der Binding-Reparatur keine Bilder – Aber im großen und ganzen hatte ich mich hier cm für cm vorgearbeitet. Binding lösen / Binding erwärmen / Binding anpressen / Binding bisschen lösen / Korpusseite vom Binding anpassen und schleifen / Binding ankleben / Binding fixieren und pressen ……und dass immer Kreuz-versetzt. Wichtig war mir eigentlich nur, dass ich das Binding erhalten konnte und nicht ein neues anbringen musste – Zum Glück war das hier möglich.
So sahen dann die reparierten Stellen erstmal aus – Nein, es wurde nichts gefüllert! Das Binding liegt komplett am Korpus an. Was hier fehlt ist der Lack, den es über die Jahre hinweg abgeblättert hat. Dies habe ich dann später mit Nitrolack und Pigmente kaschiert
Das Griffbrett war noch im humanen Zustand – Da hatte ich schon deutlich schlimmeres gesehen. Ein paar Dellen die ich aber rausziehen konnte. Die Bünde wurden von mir komplett neu abgerichtet, ebenso das Griffbrett geschliffen und behandelt.
In Summe war dies eine recht aufwendige Restauration, da vor allem das Binding sehr viel Zeit in Anspruch genommen hatte. Es hat aber nicht eine Sekunde gegeben, an dem mir das ganze keinen Spaß gemacht hat 🙂
Und hier nun das fertige Ergebnis 🙂 P.S. auf den Bildern sind auch meine „reliced Tea Knobs“ zu sehen 🙂
Und hier noch zusammen mit meinem 1962er. Er wird mir fehlen wenn ich ehrlich bin, aber der Kunde war sehr zufrieden damit und das ist das, was mich noch glücklicher macht 🙂
Danke fürs lesen
Ein Gedanke zu „Restaurierung Höfner 500/1 Violin Bass“
Kommentare sind geschlossen.
Lieber Phil,
Es macht Richchtig Spaß und Freude die Bilder der Restauration zu schauen.Man sieht förmlich mit welchen Einsatz und Herzblut du an die Sache gehst.Ich könnte Dir Stundenlang zuschauen!!!
Lieber Gruß
Ulrich